Meister
Meister ist jemand, der etwas gemeistert hat, der Meisterschaft auf einem bestimmten Gebiet erlangt hat. In einem engeren Sinn ist ein Meister jemand, der selbst andere ausbilden kann, wie z.B. Bäckermeister, Schreinermeister etc. Früher wurde darunter auch jemand verstanden, der Diener hat. In buddhistischen Klöstern (auch in christlichen) spricht man auch vom Novizen-MeisterIn als jemanden, der die Novizen, also die werdenden Mönche und Nonnen ausbildet. Auf dem spirituellen Gebiet wird unter Meister jemand verstanden, der einen hohen Grad an eigener Verwirklichung erreicht hat und darum vielleicht eigene Schüler besitzt. Man denke etwa an Jesus von Nazareth und seine Jünger.
Der Begriff Yoga Meister früher und heute
Frühere Bedeutung des Begriffs Meister
Der englische Ausdruck Yoga master, deutsch Yoga-Meister, ist die Übersetzung des Sanskrit Begriffs Guru.
In früheren Zeiten wurde als Guru jemand verstanden, der Schüler hat, diese führen und ausbilden kann. Der Begriff Yoga-Meister hatte also in früheren Zeiten eine ähnliche Bedeutung wie der Begriff Meister in den mittelalterlichen Zünften: Ein Yoga Meister war jemand, bei dem Yoga-Schüler wohnten, um Yoga zu lernen. Wenn Schüler von ihrem Meister, ihrem Guru, sprachen, war eine große Hochachtung dabei. Dennoch musste ein Meister nicht unbedingt einen sehr hohen Verwirklichungsgrad erreichen. Gott manifestiert sich im Guru - der Guru muss sich um ethisches Leben und eigene spirituelle Praxis bemühen, aber keineswegs vollkommen sein.
Heutige Bedeutung des Begriffs Yoga-Meister
Heute hat der Begriff Meister im Yoga-Kontext eine ähnliche Überhöhung erfahren wie der Begriff Guru: Ein Yoga Meister ist jemand, der einen hohen Bewusstseinszustand, Samadhi, erreicht hat und Vollkommenheit erreicht hat. Im Zuge der Demokratisierung auch auf spirituellem Gebiet wollen Aspiranten, vielleicht aus gutem Grund, sich nicht jemanden unterordnen, der normale menschliche Probleme hat. Da aber weiterhin die tiefe Sehnsucht besteht, von jemandem angeleitet zu werden, und die Schriften über die Notwendigkeit eines Gurus in hohen Tönen sprechen, suchen Aspiranten nach dem vollkommenen Meister.
Enttäuschung auf der Suche nach dem vollkommenen Meister
Diese Suche nach dem vollkommenen Meister wird oft enttäuscht: Wirklich vollkommene Meister sind selten. Diese leben oft zurückgezogen oder auch inkognito in der Welt. Wenn sie Schüler haben, stellen sie entweder sehr hohe Anforderungen an ihre Schüler. Oder die Meister haben so viele Schüler, dass ein neuer Aspirant, ein "Frischling", kaum einen physischen Zugang zum Meister bekommen kann.
Manchmal gibt es auch die Diskrepanz zwischen der indischen Verwendung des Begriffs Meisters und der überhöhten Interpretation des Begriffs Yoga Meisters in der heutigen Welt, insbesondere im deutschen Sprachraum. Für Inder ist ihr Meister jemand, der sie anleitet. Er muss dafür nicht vollkommen sein. Indem der Meister seine Schüler anleitet, fließt göttliche Energie, die Guruparampara Shakti, durch ihn. Die Ehrerbietung, welche in Indien ein Chela (Schüler) bzw. Adhikari dem Meister entgegenbringt, gilt nicht der Person, sondern dem göttlichen Prinzip. Im Deutschsprachigen dagegen wird von einem Meister Vollkommenheit erwartet. Wenn ein westlicher Aspirant von jemandem hört, der von indischen Aspiranten als Yoga Meister bezeichnet und mit großer Ehrerbietung behandelt wird, erwartet er Vollkommenheit. Wenn er sieht, dass der Meister auch Schwächen hat, wendet sich der westliche Schüler enttäuscht ab.
Eine Lösung: Sadguru und Lehrer statt nur ein Meister
Eine Lösung für den westlichen Aspiranten kann sein:
- Entwickle Hingabe zu einem vollkommenen Meister, einem Sadguru. Dieser Meister kann für dich physisch weit weg sein. Er kann schon vor vielen Jahren, Jahrzehnten oder Jahrhunderten seinen Körper verlassen haben. Auf ihn kannst du dich einstimmen, ihm kannst du Ehrerbietung erweisen, zu ihm kannst du beten, von ihm kannst du innere Führung erbitten.
- Für konkrete Anleitung und Führung suche einen Lehrer, der/die sich schon eine Weile auf dem spirituellen Weg befindet, selbst praktiziert, und sich um ethisches Verhalten bemüht. Ein solcher Yogalehrer kann dir Anleitung geben, sodass du dich gut entwickelst. Öffne dich für diesen Lehrer, erweise ihm deine Ehrerbietung, bitte Gott darum, durch ihn zu dir zu sprechen. Wisse aber, dass dieser Lehrer weiterhin seine eigenen persönlichen Probleme hat, seine Unvollkommenheiten hat, selbst auf dem Weg ringt.
- Zusätzlich kannst du von vielen Menschen lernen
- Dein vollkommener Meister ist letztlich Gott selbst - entwickle zu Gott als deinem Meister tiefe Hingabe
- Gott manifestiert sich als die Ereignisse in deinem Leben. Sieh die Welt als deinen Meister an - und sei gewillt von ihr zu lernen.
Viveka Chudamani - Charakteristika eines großen Meisters
- Kommentar zum Viveka Chudamani Vers 33 von Sukadev Bretz -
„Der Meister versteht die Schriften. Er ist frei von Sünden, nicht von Wünschen oder Begierden ge-plagt und ein wahrer Kenner der höchsten Wirklichkeit. Er ruht in der höchsten Wahrheit, gütig und still wie ein Feuer ohne Brennholz, wie ein Meer bedingungsloser Barmherzigkeit und Güte. Er ist ein Freund jener, die sich ihm aufrichtig anvertrauen.“
Mit dem 33. Vers beginnt der zweite Teil des Viveka Chudamani und der vorherige Vers 32 kann als Übergang betrachtet werden. Die ersten 32 Verse beschreiben die Grundlagen und beantworteten die Fragen: „Wer ist bereit, höchstes Wissen zu empfangen, welche Voraussetzungen sollst du entwickeln, welche Eigenschaften kultivieren, um von den Lehren des Jnana Yoga, des Vedanta zu profitieren?“
Welche Eigenschaften muss ein Lehrer haben
Im zweiten Teil wird die Frage betrachtet: „Welche Eigenschaften muss ein Lehrer haben, damit du zu ihm gehen kannst?“
Der Lehrer sollte die Schriften kennen
Es gibt natürlich nicht nur große, sondern auch scheinheilige Lehrer. Daher ist für einen Schüler auch wichtig zu einem richtigen Lehrer zu gehen, der die Schriften versteht („Shrotriya“).
Die Schriften sind wichtig. Wenn du im Vedanta zu einem Lehrer gehst, der dich unterrichten soll, damit du auf dem Weg des Vedanta voranschreitest, dann sollte der Meister die Schriften kennen. Du kannst dies prüfen und den Meister fragen, ob er die Bhagavad Gita, die Upanishaden, Brahma Sutra und die Schriften von Shankaracharya kennt. Das ist das Mindeste, was ein Meister des Vedantas kennen sollte. Falls er diese Schriften nicht kennt, scheint er für Vedanta Unterricht nicht sehr geeignet zu sein.
Der Meister sollte frei von Sünden sein
Als zweite Eigenschaft eines Lehrers steht im 33. Vers „frei von Sünden“. Was bedeutet „frei von Sünden“? Es bedeutet eigentlich nicht „frei von Sünden“, sondern „ohne Hinterlist“. Der Meister ist nicht trügerisch, kein Scheinheiliger. Er verlangt nichts von anderen, was er nicht von sich selbst verlangt. Er gibt nicht vor zu sein, was er nicht ist.
Angenommen du hörst von einem Swami, dass er alle möglichen, komischen Dinge tut. Dann stimmt etwas nicht. Prüfe daher, bevor du bei einem Meister viel lernst.
Je höher der Anspruch des Meisters ist, umso perfekter muss er selbst sein. Wenn ein Meister sagt, dass er auch noch auf dem spirituellen Weg ist, wirst du ihm eher Fehler verzeihen können.
Sei vor allem ein bisschen vorsichtiger bei jemandem, von dem gesagt wird, dass er die Gottverwirklichung erreicht hat. Wenn du keinen selbstverwirklichen Meister findest, dann gehe wenigstens zu jemanden, der offen ist und nicht vorgibt verwirklicht zu sein.
Jemand, der frei ist von Begierden
Das dritte Charakteristikum ist „Akamahata“ und bedeutet übersetzt „jemand, der frei ist von Begierden“. Natürlich hat jeder Mensch bestimmte Wünsche. Das gehört zum Menschsein dazu und geht damit einher, dass man ein Körper hat.
Auch die großen Gottverwirklichten Meister wie Ramakrishna oder Ramana Maharishi hatten ihre Lieblingsspeise. Allerdings waren sie nicht daran verhaftet. Wenn du einen Meister hast, der gänzlich aus dem Gleichgewicht kommt, nur weil er nicht bekommt, was er gerne hätte, lässt vermuten, dass etwas nicht stimmt.
Akamahata – „Jemand, der zwar vielleicht die eine oder andere Begierde hat, aber nicht von seinen Begierden beherrscht wird und sich davon frei machen kann“.
Exkurs Akamahata: Erzählung über Swami Vishnu
Mitte der 80er Jahre habe ich einen Yogazentrum in Paris geleitet und mein Meister Swami Vishnu kam dort zu Besuch. Auf meine Frage, ob man etwas Besonderes für den Meister tun könnte, antwortete seine Assistentin, dass er gerne Iddli und Papadam und außerdem Pakora und Masala Dosa mag.
Ich kannte diese indischen Gerichte nicht und auch kein anderer im Zentrum wusste etwas dazu. Der Meister will es, also mussten wir es besorgen und sind sogar zu einem indischen Restaurant gegangen. Dort wurde uns gesagt, dass diese Gerichte südindisch klingen würden und sie nicht weiterhelfen könnten.
Damals gab es noch kein Internet, nur Gelbe Seiten und in Paris gab es nur nordindische Restaurants. Schließlich gelang es uns, doch jemanden aus Südindien zu finden, welcher mit großer Hingabe das Essen für den großartigen Swami Vishnu gekocht hat. Als der Meister kam, waren wir ganz stolz, dass wir das großartige Essen organisiert hatten. Als Swami Vishnu das Essen sah, lachte er und sagte: „Ich bin sehr glücklich, dass ihr mir dieses Essen zubereitet habt. Ich liebe dieses Essen. Kennt ihr dieses Gericht?“ Wir antworteten, dass wir dieses Essen nicht kennen würden und noch nie gegessen hätten. Daraufhin meinte Swami Vishnu: „Ihr müsst alle etwas haben.“ Danach hat er alles an uns verteilt und uns fast gedrängt, dass wir es essen müssten.
Für ihn selbst blieben anschließend nur noch ein halber Iddli und eine kleine Ecke Masala Dosa übrig. Es bereitete ihm so viel Freude, dass er uns das Essen anbieten konnte.
Dadurch merkten wir, dass er das Essen zwar liebte, aber nicht verhaftet war. Es bereitete ihm mehr Freude, sein Essen an andere zu verteilen, als es selbst zu verzehren. Das ist ein Beispiel dafür, dass ein Meister Wünsche haben mag, aber nicht daran verhaftet ist. Und im Zweifelsfall macht es ihm mehr Freude, andere glücklich zu machen, als selbst zu bekommen, was er will.
Der Beste unter den Kennern des Absoluten
Weiter sagt Shankara im 33. Vers „brahmavittamaḥ“. „Tamaḥ“ heißt übersetzt „der Beste“. In „brahmavittamaḥ“ beinhaltet „utamah“, „der Beste“.
Er ist der Beste unter den Kennern des Absoluten. Dieses Charakteristikum können wir zunächst nicht beurteilen. Du musst selber Meister sein, um einen anderen beurteilen zu können. Prüfe, ob derjenige, den du als einen Meister ansiehst, über Brahman spricht und darüber etwas weiß und nicht nur verwirklicht ist, sondern auch logisch erklären kann.
- Er ist „brahmany uparata“ – „im Absoluten verschwunden, er ist im Brahman“.
- Er kann in der Meditation tief gehen und die Einheit mit Brahman erfahren.
- Er ist „Santa“ – „innerlich still und friedvoll“. Das wirst du auch in seiner Gegenwart bemerken. Große Meister strahlen den Frieden aus. In ihrer Gegenwart erfährst du tiefen Frieden.
- „Nirindhana“ – „Er wird durch keinen Brennstoff genährt“.
- „Ivanalah“ – „und er ist trotzdem wie ein Feuer“. Ein Meister strahlt Energie, Licht, Liebe aus, ohne dass man ihm Liebe schenken muss. Ein großer Meister ist jemand, der Liebe, Energie und Feuer ausstrahlt, aber dafür nichts braucht. Du selbst brauchst vielleicht Liebe von anderen, um Liebe zu geben und musst vielleicht etwas dafür tun. Ein Meister leuchtet aus sich selbst und braucht keinen Brennstoff.
- Er ist „ahetuka daya sindhur“ – „ein Ozean von grundlosem Mitgefühl“. Ein Meister strahlt Liebe und Mitgefühl aus. Er braucht nichts, er strahlt es einfach aus. Somit kannst du auch dieses Mitgefühl erfahren und ausstrahlen.
- „Bandhur anamatam satam“ – Der Meister ist ein Freund, „ ein bandhu“, für jeden Aufrichtigen, der sich ihm zuneigt („ānamatāṁ satām“). Ein Meister ist selbstverständlich ein Freund für alle und nicht nur der Freund von denjenigen, die sich ihm zuwenden. Wer sich dem Meister zuwendet, spürt in ihm einen Freund.
Viveka Chudamani - Oh Meister, lehre mich
- Kommentar zum Viveka Chudamani Vers 40 von Sukadev Bretz -
„Wie kann ich den Strom der Geburten und Tode überqueren? Was ist mein Ziel, was ist der Weg? Ich weiß nichts. Hab Erbarmen! Behüte mich oh Meister! Lass das Elend der Wiedergeburten ein Ende nehmen!“
Wende dich voller Demut an den Meister
Der Schüler wendet sich voller Demut an den Meister: „Wie kann ich den Strom der Geburten und Tode überqueren? Was ist mein Ziel, was ist der Weg? Ich weiß nichts. Hab Erbarmen! Behüte mich oh Meister! Lass das Elend der Wiedergeburten ein Ende nehmen!“
Bitte von ganzem Herzen um Führung
Mit diesen Worten wird klar, was die besonders wichtige Eigenschaft des Schülers ist. Er weiß, das bisherige Leben ist nicht ausreichend, es ist nicht gut. Und er weiß auch, er braucht etwas anderes, um zur höchsten Verwirklichung zu kommen. Daher wendet er sich an den Meister und bittet um Führung.
Und genauso kannst du es machen. Ich habe im letzten Vers schon einmal gesagt – es ist ja auch ein ähnlicher Vers – mache dir bewusst, dein bisheriges Leben ist nicht ausreichend, um dich zur Gottverwirklichung zu führen. Und mache dir auch bewusst, dass du aus eigener Kraft dort nicht hinkommst. Du brauchst die Gnade eines Meisters, du brauchst die Führung eines Meisters. Und wenn du vom ganzen Herzen um diese Führung bittest, dann wird der Meister es dir gewähren.
Viveka Chudamani - Ehrerbietung an den Meister
- Kommentar zum Viveka Chudamani Vers 487 von Sukadev Bretz -
Der Schüler, der durch die Gnade des Meisters zur Gottverwirklichung geführt wurde spricht jetzt die folgenden Worte:
„Verehrung, nur Verehrung/Ehrerbietung Dir, dem großen Lehrer, der du frei von Anhaftungen bist, dem Höchsten der Weisen, verkörperte Essenz der ewigen, non-dualen Glückseligkeit, dem uferlosen Ozean des Mitgefühls!“
- namo namas te gurave mahātmane
- vimukta-saṅgāya sad-uttamāya |
- nityādvayānanda-rasa-sva-rūpiṇe
- bhūmne sadāpāra-dayāmbu-dhāmne || 487 ||
Durch Ehrerbietung Verbindung knüpfen
Namah Namah, Ehrerbietung wieder und wieder dir, dem großen Meister, Mahatmane, dem Edlen, dem Hochherzigen, einer großen Seele, vimukta-sangaya, du bist frei (vimukta) von Anhaftungen (Sanga). Du bist derjenige, der Sat verwirklicht hat und deshalb uttama (der Großartigste) ist. Dein Wesen (Swarupa) ist letztlich der Geschmack Rasa von ewiger (nitya) advaya (nicht-dualer) Glückseligkeit (Ananda).
Du bist ein Ozean (Sadapara), ein grenzenloser, ewiger Ozean (Ambudhaman) von Mitgefühl (Daya).
Erfahre die höchste Glückseligkeit und werde wie der Meister
Voller nicht dualer Wirklichkeit. Du umfasst die ganze Welt. Wenn du zur höchsten Verwirklichung des Selbst kommen willst, dann ist die Verehrung eines Meisters auch wichtig und gut. Was einen Meister auszeichnet, sind nicht seine Haare und nicht seine Haut, nicht seine Kleidung, nicht sein Temperament. Was den Meister auszeichnet, ist die Verwirklichung der höchsten Glückseligkeit. Wenn du diese Glückseligkeit erfahren hast, dann bist du wie der Meister.
Verehre deinen Meister, deine Meisterin nicht wegen dem physischen Körper, der seine Begrenzungen hat. Auch nicht wegen der Psyche, die Temperament und so weiter enthält, sondern erkenne, dass große Meister die Wirklichkeit erfahren haben.
Verehrung bringt den Segen des Meisters
So kannst du Swami Sivananda verehren, Shankaracharya verehren oder wer auch immer dein Sadguru, dein verwirklichter Meister ist. Indem du den Meister verehrst, bekommst du seinen Segen und indem du den Meister für das verehrst, was ihn auszeichnet, die Verwirklichung. So näherst du dich auch dieser höchsten Verwirklichung.
Vielleicht magst du jetzt einen Moment nachdenken über deinen Meister, Swami Sivananda, Swami Vishnu-devananda oder auch Shankaracharya. Vielleicht nimm dir vor, noch einmal etwas über diesen großen Meister zu lesen und dann nimm dir vor, die gleiche Verwirklichung zu erreichen wie dieser Meister, diese Meisterin.
Viveka Chudamani - Meister freuen sich über ihre Schüler
- Kommentar zum Viveka Chudamani Vers 521 von Sukadev Bretz -
Shankara schreibt:
- iti natam avalokya śiṣya-varyaṃ
- samadhigatātma-sukhaṃ prabuddha-tattvam |
- pramudita-hṛdayaṃ sa deśikendraḥ
- punar idam āha vacaḥ paraṃ mahātmā || 521 ||
Als die große Seele, der erhabene Meister sah, dass der würdige Schüler – der ihm so die Ehre erwies – die Wonne des Selbst erlangt hatte und zur Wahrheit erwacht war, sprach er frohen Herzens folgende erhabene Worte:
Der Schüler beschreibt die Erfahrung des Selbst
In den vorigen Versen hatte der Schüler über seine Erfahrungen gesprochen. Er hatte dem Meister gesagt, dass er die Wahrheit erfahren hatte. Er hatte beschrieben, dass er jetzt weiß, dass er das wahre Selbst ist und dass alle Wesen Manifestationen des eigenen Selbst sind, dass es nur ein Brahman gibt. Der Schüler hatte das erfahren. Der Meister hatte erkannt, dass der Schüler nicht nur redet, sondern es tatsächlich die Erfahrung des Schülers ist. So ist der Meister sehr froh.
Den Meister mit intensiver Praxis erfreuen
Manchmal fragen sich Schüler, wie sie ihrem Meister, ihrer Meisterin eine Freude bereiten könnten. Ich habe das auch öfters Swami Vishnu gefragt. Ich wusste auf der einen Seite, dass er Mango mochte, südindisches Essen mochte, aber ihm das auch nicht so wichtig war. Er mochte es, wenn man intensiv praktizierte. Ich kann mich erinnern, dass ich Swami Vishnu zu seinem 60. Geburtstag gefragt hatte, was wir zu seinem Geburtstag machen können. Er antwortete: „Practise intensly – Praktiziere intensiv.“
Ich hakte nochmals nach und fragte: „Meister, bitte sage uns doch etwas für dich selbst, etwas, was dir eine Freude bereitet.“ Und er antwortete: „Practice very intensly – praktiziere wirklich ernsthaft.“ Und dann habe ich gefragt, wie wir es denn machen können, dass es ihm eine besonders große Freude bereitet. Und er antwortete mir, ich solle ein Sadhana Intensiv Seminar organisieren, wo wir viel Pranayama und viel Meditation praktizieren und uns ganz auf Gott ausrichten sollen. So ist das Sadhana Intensiv beziehungsweise Kundalini Yoga Intensiv zwischen den Jahren entstanden. Und bis heute wenn ich auf den Kundalini Yoga Intensiv Seminaren unterrichte oder andere sehe, wie sie auf den Seminaren unterrichten, denke ich immer, dass das ein besonderer Dienst an Swami Vishnu-devananda ist.
Es ist wichtig dem Guru zu dienen
Und so kannst du auch sagen, dass es wichtig ist, dem Guru zu dienen. Es wichtig ist, für den Guru etwas zu tun. Es ist wichtig das Werk des Gurus weiterzugeben. Das mochten Swami Sivananda und Swami Vishnu-devananda auch. Aber sie mochten auch, wenn man intensiv praktiziert. Wenn du also Yoga unterrichtest oder dich im Rahmen der ganzen Yoga Vidya Bewegung uneigennützig engagierst, vielleicht Vorträge transkribierst, uneigennützig in einem Ashram unterrichtest, in einen Ashram kommst, in der Küche oder bei etwas anderem hilfst, dann tue das auch als Dienst an dem Meister und bitte um Segen. Und wenn du praktizierst, dann stelle dir vor, dass du auch damit dem Guru, dem Meister dienen willst. Der Meister freut sich, wenn der Schüler Fortschritte macht.
Folge den Lehren des Meisters
In diesem Sinne folge den Lehren des Meisters oder der Meister, bitte um mehr Führung. So machst du Fortschritte.
Wie ein Meister Gelassenheit lehrt
Niederschrift eines Podcasts (2014) von Sukadev
Swami Vishnudevananda hat mir immer wieder Lektionen in Gelassenheit erteilt. Swami Vishnudevananda war ein Yogameister, der von 1927 bis 1993 gelebt hatte. Ich habe zwölf Jahre bei ihm gelebt in seinen Zentren und Ashrams, habe viel von ihm gelernt und insbesondere hat er mich auch in Gelassenheit ausgebildet. Er hat mich gelehrt, engagiert zu leben und gelassen zu sein. Er hat mich gelehrt, groß zu denken, mit Kleinem zufrieden zu sein. Er hat mir geholfen, effektiv zu sein, aber nicht an Effizienz zu hängen. Und vor allem hat er mich gelehrt, dass letztlich eine höhere Kraft für alles verantwortlich ist und ich mich einfach als inneres Instrument zur Verfügung stellen sollte.
Swami Vishnu hat sehr viel gelehrt, einfach durch das Tun und eben durch Karma Yoga. Er hat seine Schüler dazu angeleitet, zu tun und über das Tun haben wir Gelassenheit gelernt. Swami Vishnu hat auch viele Vorträge gegeben, aber er hatte so seine Standardvorträge, und er hat gar nicht mal so extrem viel Verschiedenes erzählt, im Grunde genommen ging es um ähnliche Sachen: „Du bist das unsterbliche Selbst. In dir ist die unendliche Energie, erwecke sie und liebe Gott. Und sei mutig im Alltag.“ Gut, es gibt noch eine ganze Menge mehr. Er hat ja die ganze vierwöchige Yogalehrerausbildung konzipiert. Und so ein paar dieser Lektionen, die ich von ihm gelernt habe, will ich euch hier so ein bisschen versuchen, zu schildern.
Ein großer Aspekt von Swami Vishnu war: „Denke groß und sei mit Kleinem zufrieden. Tue, was du kannst, so gut, wie du es kannst und, dann übergib es Gott.“ Ich kann mich erinnern, 1987 war die Hundertjahresfeier von Swami Sivananda. Swami Vishnu kam gerade von einer Europatournee. Er kam voller Begeisterung und hat gesagt, bald ist die Hundertjahresfeier von Swami Sivananda, jedes europäische Zentrum soll einen Jumbojet chartern und mit fünfhundert Menschen nach Indien gehen. Das wäre eine angemessene Weise, um Swami Sivanandas Geburtstag dort zu feiern. Gut, ich habe erst mal gedacht: „Wie sollen wir das zustande kriegen? Ich wäre schon froh, wenn wir so viele Teilnehmer pro Woche überhaupt für Yogastunden haben könnten.“
Die Jumbojets
Dann sollte jedes Zentrum einen Jumbojet chartern. Aber glücklicherweise war ich nicht verantwortlich für die europäischen Zentren und die dafür Zuständige hatte jemanden, an den sie es delegiert hatte, und der hat dann jemanden in einem Reisebüro gefunden, dass er dann tatsächlich ein Flugzeug chartern konnte von Paris, von Genf, von London und noch so ein paar andere Städten. Als der Swami Vishnu das gehört hat, war er sehr, sehr zufrieden. Nachher hat er nur noch gesagt: „Make sure, you can cancel it also. Aber vergewissert euch, dass ihr die Buchung auch annullieren könnt für den Jumbojet.“
Die Vorstellung war, eine ganze Gruppe fährt mit einem gecharterten Flugzeug, dann können wir auch unterwegs Mantras singen und alles. Gut, zum Schluss sind, glaube ich, siebzig Teilnehmer zustande gekommen in allen europäischen Zentren zusammen, aber wir haben es probiert. Bzw. ich habe es nicht probiert, aber ich habe versucht, ein paar Leute dafür zu begeistern. Und was danach herausgekommen ist, wir hatten nachher ein gutes Reisebüro, welches günstige Flüge buchen konnte und endlich wurde es dann einfacher, nach Kanada und nach Indien und nach Amerika und die Bahamas in die Ashrams zu fahren. Also, etwas Gutes ist dabei herausgekommen. Und so zwischendurch habe ich dann auch die Lektion verstanden: „Denke weit und dann sei zufrieden, was dabei herauskommt.“
Die Menschenkette zu Ehren von Swami Sivananda
Für die Hundertjahresfeier hat Swami Vishnu sich noch eine weitere Sache einfallen lassen. Er sagte: „Wir wollen 'Om Namo Narayanaya' singen für den Weltfrieden, und dazu werden wir eine große Menschenkette bilden von Rishikesh bis Kanyakumari.“ Kanyakumari ist die Südspitze Indiens, Rishikesh ist im Norden, über 3000 Kilometer. Da dort Wüsten sind, und man diese irgendwie umgehen muss, wären da etwa 5.000.000 Menschen nötig dafür gewesen. Und diese sollten dann gleichzeitig „Om Namo Narayanaya“ singen. Und damit wurden dann die Leiter der indischen Ashrams beauftragt, worüber ich sehr zufrieden war. Und vorübergehend schien es auch, als ob es möglich wäre. In Indien gibt es ja auch große Hindu-Organisationen und die fanden das auch gut: die größte Menschenkette der Weltgeschichte und alle zusammen „Om Namo Narayanaya“.
Und Swami Vishnu hat dann auch noch darauf bestanden, dass man auch noch ein Mahatma Gandhi Lied singen soll, das so etwa heißt: „Ishwara Allah Tere Nam Saba Ko Sanmati De Bhagavam. Ishwara, Allah sind Namen des gleichen Gottes. Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.“ Da wollte er dann noch ein paar mehr Zeilen, zum Thema Einheit der Religionen, und dann hat die Hindu-Organisation gesagt: „Nein. Für die Einheit der Religionen werden wir jetzt nicht 5.000.000 Millionen Menschen organisieren.“ Das wäre auch für sie ein großer Aufwand gewesen.
Swami Vishnu hat noch anderes probiert und mit allen möglichen spirituellen Gemeinschaften und auch mit anderen Ashrams gesprochen. Die Zeit war allerdings recht kurz. Irgendwie ist er auf die Idee gekommen im April und im September sollte es gemacht sein. Normalerweise haben solche Sachen zwei Jahre Vorlauf, aber so langfristig hat Swami Vishnu nicht gedacht. Gut, und nachher ist dann dabei herausgekommen, dass man eben von Rishikesh bis Delhi eine Menschenkette hatte. Das war jetzt das Paradoxe, es war auch eine große Menschenkette, es waren einige Zigtausend Menschen, und diese haben alle zum gleichen Zeitpunkt gesungen „Om Namo Narayanaya“. Da waren Hindus, Sikhs, Moslems, Christen, Parsis und Eingeborenenreligionen, Adivasis hat er auch noch ein paar dazubekommen. Und das war auch eine große Sache.
Aber irgendwo war keiner so wirklich stolz darauf. Das war auch einen Weise, das Ego nicht großwerden zu lassen. Riesengroß denken und dann letztlich zufrieden zu sein mit dem Kleinen, und dann war es eine große Erfahrung des Friedens. Gut, und zwischendurch haben sie auch Seile gespannt. Gerade die längeren Wüsten, dann hat man doch gesagt, auch von Rishikesh bis Delhi gibt es irgendwo etwas, was so ein bisschen schwieriger ist. Und auch nach Kanyakumari haben sie auch noch ein paar Dutzend Kilometer – auch eine große Strecke, also an die Südspitze – und dazwischen wurden dann besondere Priester beauftragt, mit Mantras die Verbindung herzustellen vom Süden bis zum Norden, so dass es eine energetische tatsächliche Linie war. Also auch eine kreative Lösung. Und das war so gewissermaßen auch Swami Vishnus Weise der Gelassenheit: groß denken, enthusiastisch sprechen und dann schauen, was dabei herauskommt und zum Schluss zufrieden sein mit dem, was passiert.
Die spirituelle Stadt
Swami Vishnu hatte irgendwann die Idee gehabt, er will eine große spirituelle Stadt gründen, ausgerechnet direkt neben dem Ashram in Kanada. Im Winter - 40 bis - 50 Grad, fern ab vom Schuss, gut 45 Minuten von Montreal entfernt. Er nannte das dann "Sama Community". Das ist abgeleitet zum einen von "Samadhi", zum anderen heißt "Sama" auch Gleichmut und Gelassenheit. Sama hieß aber auch "Sivananda Ashram Members Association". Die Menschen sollten sich dann alle Blockhäuser bauen, hundert Prozent ökologische Häuser. Und wo man schon dabei war, wurde auch gleich geplant, einen Flughafen dort einzurichten, sogar die Landebahn wurde gebaut.
Manche hatten die Theorie, dass er die Landebahn nicht dafür gebaut hat, sondern für irgendwelche Außerirdischen, die dort landen sollten… Swami Vishnu hat durchaus auch über Ufos gesprochen. Gut, schließlich hat es zwanzig Jahre gedauert, bis die ersten eingezogen sind, und letztlich gab es dann dreißig Blockhütten - eine ökologische Gemeinschaft und Selbstversorgen geht in dem Teil von Kanada nicht, zumindest nicht für Vegetarier, aber in vielerlei Hinsicht war die Gemeinschaft autark. Und auf eine gewisse Weise war das Ideal von Swami Vishnu, dass Menschen auch dort wohnen können in einem Ashram und einer eigenen Erwerbstätigkeit nachkommen, mit Kindern und allem. Das ist so ein bisschen die Grundlage dafür, was wir in Bad Meinberg mit den Shanti Vasis haben und auch das Projekt „Yogastadt“ ist auf eine gewisse Weise auch etwas, was daraus weiter wächst.
Ich glaube, dass da auch Swami Vishnus Segen dahinter ist, und vielleicht manifestiert es sich dann auch noch. Vielleicht nicht ganz romantisch in Blockhütten, nahe am Polarkreis, zumindest hat es sich so angefühlt, nachts - 40, - 50 im Winter. Vom Projekt „Kailash“ das dort inzwischen ist, steht ja noch einiges. Da könnten auch noch hundert Menschen einziehen, eigentlich hundert Menschen mit Familie und allem. Das kann alles entstehen. Eine weitere Sache, die er überlegt hatte – und da könnt ihr auch sehen, vieles von dem, was er so gedacht hatte, groß gedacht, wurde nachher kleiner umgesetzt, aber er war auch damit zufrieden, er hat niemandem einen Vorwurf gemacht, solange wir uns alle bemüht haben. Das war wichtig.
Wenn er eine große Idee hatte und alle haben nur blockiert, dann konnte er auch mal schimpfen. Er wollte groß denken, dann sich engagieren, dann sich zum Instrument machen von dem, was kommen soll, und dann neugierig sein, was klappt. Also, da habe ich viel daraus gelernt. Ich gehörte - wahrscheinlich würde man sagen, typisch deutsch – zu denen, die dann oft den Geist nicht ganz so weit geöffnet haben. Es hat eine Weile gedauert und ein bisschen habe ich doch davon angenommen.
Lektionen von Swami Vishnudevananda für Sukadev
Learn to love ist
Dann ein weiteres, was Swami Vishnu uns auch gelehrt hat bezüglich Gelassenheit: „Learn to love it. Lerne, es zu lieben.“ Swami Vishnu hatte manchen seiner Schüler, insbesondere mir, gesagt: „Wenn es irgendwas gibt, was du nicht magst, dann mache es so lange, bis du es magst. Solange es ethisch verantwortbar ist oder korrekt ist.“ Natürlich, man soll nichts Unethisches machen, auch wenn man es nicht mag, das ist dann gesunde Abneigung. Und so hat er mich immer wieder herausgefordert. Swami Vishnu hat mich alles Mögliche machen lassen. Angefangen damit, seine Bibliothek zu klassifizieren. Auf jedem Buch dort eine Marke darauf zu kleben und das Ganze logisch zu sortieren. Ich habe Swami Vishnu das alles erläutert und erklärt, und er fand das ganz toll. Nächsten Sommer war ich wieder da, hoffnungsloses Durcheinander. Aber Swami Vishnu brauchte das auch nicht. Wenn er ein Buch haben wollte, ist er einfach hin und hat es gegriffen, das wusste er. Aber irgendwo war es für mich die Aufgabe, ich sollte mal systematisch und logisch vorgehen, und dann im nächsten Sommer schauen, was noch davon da ist, und wenn das System nicht mehr erkennbar ist, bleibe ich gleichmütig.
Die Treppe
Ein anderes Mal wollte er mich zum Schreiner erziehen. Dann hat er mich eine Treppe bauen lassen, eine Außentreppe auf die Veranda seines Häuschens, wo er öfters auch Leute eingeladen hat, wo er dann auch mit den Menschen gesprochen hat. Da gab es auch Hot Chocolate, heiße Schokolade, für die, die dorthin gekommen sind, und die es sonst im Ashram eben nicht gab. Schokolade gab es da nicht, aber bei Swami Vishnu konnte man sie kriegen. Zu Anfang habe ich Swami Vishnu noch gesagt: „Ich habe keine Schreinerfähigkeiten.“ Er hat mich nur schräg angeschaut. Mehr musste er nicht machen. Gut, am nächsten Tag bin ich mit zwei anderen Karma Yogis dort angerückt und habe mir das erklären lassen.
Swami Vishnu hat sich das angeschaut. Ich fand das irgendwie ganz toll, endlich mal nicht an irgendwelchen Schreibtischen und Papier wälzen und Leuten irgendwas erzählen, sondern richtig hämmern zu können. Als es fertig war, hat der Swami Vishnu die Treppe wieder abreißen lassen, sie hat sicher nicht den Sicherheitsbestimmungen entsprochen. Dann hat es jemand anderes gemacht. Aber ich habe festgestellt, Handwerksarbeit macht mir auch Spaß. Und das war es wert.
Der erste Computer
Vielleicht meine schwierigste dieser Lektionen, aber die zukunftsträchtigste war, ich war ja immer schon ein Bücherwurm gewesen und habe mich – es gibt ja die Naturwissenschaftler und die Geisteswissenschaftler - als Geisteswissenschaftler gefühlt. Ich war zwar auch nicht schlecht in Mathe usw., aber vom Interesse her, was soll diese ganze Logik. Und ich konnte mich auch durch das Betriebswirtschaftsstudium hindurchmogeln, war vermutlich noch der letzte Jahrgang, wo es halbwegs möglich war, Computer vollständig zu vermeiden. Das war für einen BWL-ler außergewöhnlich, mit einem kleinen Taschenrechner konnte man da noch rumgehen.
Und dann wurde ich nach Los Angeles versetzt, 1985 war das, und da kam ich hin und da stand dort ein Computer, ein PC. Und die gesamte Adressdatei war da drin, die Broschüren waren da drin, die Handouts waren da drin. Und ich bin dort hingeschickt worden, weil es dem Zentrum nicht gut ging und, es gab eine finanzielle Krise. Ich wollte jetzt schnell eine Aussendung machen, eine neue Broschüre, und ich saß dort, und da war diese Kiste und kein Mensch wusste, wie sie funktioniert - und ich erst recht nicht.
Dann habe ich Swami Vishnu einen mehrseitigen Brief geschickt, warum ich ausgerechnet hier sitzen würde mit dieser Aufgabe… Gut, irgendjemand konnte mir dann erzählen, wie der Computer funktioniert, und ich habe es mir dann irgendwo doch halbwegs beigebracht. Aber ich habe nur vor dem Ding dort gesessen und gedacht: „Was soll das?“ Und dann habe ich einen langen Brief geschrieben an das Headquater, den Hauptsitz, warum in einem Yogazentrum ein Computer nichts zu suchen hat. Anstatt mit Menschen zu sprechen, hockt der Zentrumsleiter vor diesem Computer, stundenlang und starrt drauf. Swami Vishnu hat nur zurückgeschrieben: „Learn to love it. Lerne, es zu lieben.“
Gut, der Guru hatte gesprochen, also habe ich überlegt: „Wie kann ich jetzt das umsetzen, was mein Meister sagt?“ Erst mal Bücher kaufen. Also ein paar Bücher über Computer, und dann habe ich so langsam verstanden, wie die Dinger funktionieren und irgendwie habe ich festgestellt, es macht mir sogar Spaß. Und ich habe festgestellt, ich konnte mich sogar gut hineinversetzen in die Computer, und dann wurde ich beauftragt, in allen Zentren Computer einzurichten, und ich wurde der Computerspezialist der Zentren und der Computer Support wurde ich dann auch. Es war noch die Zeit, als man noch als erstes fragen musste: „Ist der Stecker auch drin? Hast du vielleicht gestaubsaugt und den Stecker rausgezogen? Hast du die Floppy Disk richtig herum rein? Und hast du auch den Monitor angestellt?“ Achtzig Prozent der Probleme waren damit schon mal behoben, denn bei einer mechanischen Schreibmaschine brauchte man das alles nicht zu tun.
Die Broschüre
Noch eine weitere Geschichte. Das nächste, was er mir auch beigebracht hat, ist: „Hänge nicht am Ergebnis deiner Handlungen.“ Es war eine recht radikale Geschichte. Da muss ich sagen, da bin ich jenseits der Grenzen des Erträglichen und der Gelassenheit gekommen. Irgendwann 1988 bin ich in den Hauptsitz versetzt worden. Irgendwo gab es so eine Geschichte, dem Ashram ging es finanziell sehr schlecht, alle Zentren mussten all ihre Überschüsse dorthin geben, dass der überleben konnte. Dann hat Swami Vishnu alle seine engeren Schüler gebeten, irgendwelche Vorschläge zu machen. Es war nur einer dumm genug, Vorschläge zu machen. Prompt wurde ich dann nach Kanada versetzt, im Winter, bei - 40 Grad.
Und dann habe ich versucht, all die Ideen umzusetzen. Wir haben Tage der offenen Tür gehabt und Leute aus Toronto und Montreal dorthin eingeladen bei zwei Metern Schnee. Das hat auch geklappt, und wir haben sehr schnell ein Programm auf die Beine gestellt. Dann für die neue Sommersaison haben wir eine Broschüre konzipiert, die nicht vierfarbig war, davor gab es die ganzen Jahre diese vierfarbigen Drucke, die so teuer waren. Heute sind sie ja nicht mehr so teuer, aber damals, haben sie kaum was bewirkt, und ich fand die Broschüre grässlich. Ich habe gedacht, machen wir eine günstigere Broschüre, kostet vielleicht nur ein Drittel und dafür ist sie effektiver. Ich habe sie auch Swami Vishnu gezeigt, der hat geschrieben: „Very good work.“
Ein paar Wochen später kam die Broschüre, 200.000 Exemplare. Swami Vishnu hat sie sich angeschaut, der war damals eigentlich im Schweigen gewesen, er hat geschrieben: „Who made this brochure? It’s horrible. Wer hat diese Broschüre gemacht? Sie ist grässlich.“ Und dann einen Tag später: „Dump it in the garbage. Wirf die gesamte Broschüre in den Müll.“ Und das nächste: „Und derjenige, der die letzten Jahre diese Broschüre gemacht hat, der soll schnell eine neue Broschüre machen, damit man sie losschickt.“ Ich habe innerlich gebrannt, gekocht, geraucht. All das, was wir so angefangen haben, umsonst. Es wird wieder eine schlimme Sommersaison. Wir werden die gleichen Probleme wie vorher haben. Ich habe doch vorher gezeigt, dieses Broschürenkonzept wirkt, wir haben es doch schon in Montreal und Toronto ausprobiert. Die Leute sind gekommen. Nur, Swami Vishnu wollte mir beibringen, es geht im Yoga nicht hauptsächlich um Effizienz, es geht nicht hauptsächlich darum.
Und irgendwann habe ich dann gedacht, ok, ich bin ja nur Instrument, das habe ich dann doch verstanden, dann kommt Swami Vishnus Verantwortung, Gottes Verantwortung, dann soll es halt so sein. Und wenn der Ashram Pleite geht, dann geht er halt Pleite, aber das ist jetzt schon so viele Jahre her, dreißig Jahre, Swami Vishnu wird auch wissen, was er macht, und Sivananda weiß es auch, also habe ich gesagt, ok. Und so wie ich das innerlich gesagt habe, kam dann die nächste Nachricht vom Swami Vishnu. Wir hatten die Broschüren schon vollständig weggepackt – das war ein riesengroßer Karton. Es ist ökologisch unverantwortbar, das ging mir so gegen den Strich, jede Phase, aber wir haben es halt gemacht, wir hatten das Ding dort draußen. Es sollte am nächsten Tag fürs Altpapier abgeholt werden.
Und dann, sowie ich dann gesagt habe: „ok, lasse ich los, lasse ich los, lasse ich los“, dann kam die nächste Nachricht von Swami Vishnu: „You can send it. Ihr könnt es losschicken.“ Und die Broschüre war dann ja auch sehr erfolgreich, sie war auch im Versand sehr viel günstiger als die andere, weil sie kleiner war und hat in der Sommersaison doppelt so viele Teilnehmer in den Ashram geholt als im Jahr vorher. Aber es war eine wichtige Lektion, eine Lektion auch wiederum von Gleichmut. Großes Engagement ist gut, klug zu denken, ist gut, da hat der Swami Vishnu mich ja auch dazu angeleitet, und er hat ja auch öfters gesagt: „Nutze dein Hirn, um was zu machen. Nutze all deine Talente. Sprich mit den anderen, do brainstorming.“
Er hat uns zu all dem, was man halt macht, um zu guten Entscheidungen und Ideen zu kommen, ermutigt, und mich dann ja auch bei einzelnen Schritten ermutigt. Nur dann, als mein Geist in dieser Effizienzschleife war und irgendwo sich damit identifiziert hat und gedacht hat: „ja, jetzt klappt es“, dann hat er mich wieder rausgeholt. Das war die wertvollste Lektion dabei: „Du bist nicht der Handelnde, und es geht nicht darum, sondern lasse los.“
Der Dieb
Eine letzte Lektion von Swami Vishnu – die ist jetzt kürzer als die anderen. Irgendwann mal wurde im Ashram geklaut. Und Swami Vishnu hatte davon gehört und hat erst mal gefragt: „Haben wir alles gemacht, was zu tun war?“ Also, abgeschlossen, auch Büros müssen abgeschlossen sein, und da, wo Geld drinnen ist, muss abgeschlossen sein, die Kasse an der Rezeption muss weg sein. Das hat er alles gefragt, ist alles gemacht gewesen. Es war alles gemacht und all diese Sicherheitsmaßnahmen waren getroffen worden, es war halt jemand, der sehr geschickt war. Und dann hat Swami Vishnu gelächelt und hat gesagt, wir sollten von der Geschicktheit dieses Diebs lernen. Und dann hat er gesagt, aber wir müssen geschickter sein als der Dieb beim nächsten Mal. Und dann hat er noch gesagt, und wir sollten uns jetzt keine Sorgen machen. Er hat noch gesagt: „Theft is forced charity. Diebstahl ist erzwungene Wohltätigkeit.“
Er meinte, dass der Dieb wahrscheinlich irgendein Bedürfnis gehabt haben musste und so hat er, was er braucht, bekommen. Und dann hat er noch gesagt, und wir sollen froh sein, vielleicht haben wir eine karmische Schuld ihm gegenüber gehabt, die haben wir jetzt nicht mehr. Aber zu allererst hat er alles gefragt. Und ich habe mir das so gemerkt, was er so alles gesagt hat. Und am Anfang im Ashram waren wir sehr blauäugig. Inzwischen haben wir alles umgesetzt, was der Swami Vishnu dort nachgehakt hat. Also, erst mal schauen, macht jeder seine Aufgabe. Gut, und danach die Geschicktheit derjenigen bewundern, die einem übel mitgespielt haben. Er hat irgendwo noch eine Schrift zitiert und irgendwo heißt es: „Gott ist auch die Geschicktheit im Dieb.“ Als zweites eben: „Theft is forced charity. Diebstahl ist erzwungene Wohltätigkeit.“ Und das dritte ist, wir haben jetzt eine karmische Schuld beglichen, da können wir froh sein, das ist auch abgetragen.
Vielleicht kannst du selbst überlegen, was das vielleicht für dich heißt. Kannst du auch lernen, größer zu denken und dann mit Kleinem zufrieden zu sein? Kannst du auch lernen, das zu lieben, was du bisher nicht magst? Du kannst überlegen, welche Sachen magst du nicht, und du kannst systematisch daran arbeiten, zu lernen, diese zu mögen. Gibt es etwas, wo du dran hängst? Und wo könntest du dort loslassen? Vielleicht gibt es noch andere Dinge, die dich inspiriert haben, berührt haben. Es ist immer wichtig, das, was du hörst über den spirituellen Weg, auch im Alltag umzusetzen.
Bekannte yogische Meister
Zu allen Zeiten in allen Teilen der Welt gab und gibt es spirituelle Meister. Es ist eine Inspiration, die Biografien dieser Meister zu studieren, ihre Werke zu lesen, ihre Bilder anzuschauen. Das Beschäftigen mit den Leben von Meistern wird auch als Shravana bezeichnet und spielt bei den Bhakti Yoga Praktiken eine ganz große Rolle.
Yoga-Meister
Zu den bekanntesten Yoga-Meistern der Vergangenheit gehören
Bekannte Yoga-Meister des 19./20. Jahrhunderts
Im 19./20. Jahrhundert gab es eine Renaissance des Yoga. Zu den bekannten Yoga Meistern, die für diese Yoga Renaissance von besonderer Bedeutung waren, gehören
- Ramakrishna Paramahamsa
- Swami Vivekananda
- Paramahamsa Yogananda
- Mahatma Gandhi
- Swami Sivananda
- Ramana Maharshi
- Shri Aurobindo
- Anandamayi Ma
Bekannte Yoga-Meister der Gegenwart
Zu den bekannten Yoga-Meistern der Gegenwart, auch kürzlich Verstorbene eingeschlossen, gehören
- Swami Vishnu-devananda
- Swami Chidananda
- Swami Krishnananda
- Swami Satyananda
- Satya Sai Baba
- Baba Ramdev
- Kali Ray
- Iyengar
- Pathabi Jois
Übersichten und Biografien von Yoga-Meistern
- Eine umfangreichere und umfassende Übersicht von Yoga-Meistern findest du im Stichwort Guru.
- Biografien vieler Yoga-Meister findest du hier im Wiki unter der Kategorie Yoga Meister.
Buddhistische Meister
Bekannte Meister im Buddhismus waren und sind:
- Buddha
- Nagarjuna
- Dalai Lama
- Thich Nath Han
(um Ergänzung wird gebeten)
Taoistische Meister
Auch im Taoismus spielt der Begriff Meister eine große Rolle. Bekannte taoistische Meister sind z.B.
- Laotse
- Mantak Chia
(um Ergänzung wird gebeten)
Sufistische Meister
Sufismus ist eine mystische Tradition im Islam. Im Sufismus spielt die Lehrer-Schüler Beziehung eine große Rolle. So gibt es auch im Sufismus den Begriff Meister. Zu den bekannten Sufi Meistern gehören
(um Ergänzung wird gebeten)
Meister im Christentum
Im Christentum wird der Begriff Meister oft als Übersetzung des akademischen Titels Magister der Theologie verwendet. Hier ist also der Begriff Meister weniger ein spiritueller Titel, sondern vielmehr ein akademischer. Zu den christlichen Meistern, die gleichzeitig Magister waren, gehören insbesondere
(um Ergänzung wird gebeten)
Wie finde ich einen guten Lehrer/Meister?
Artikel Yoga Vidya Journal Nr. 13, Frühjahr 2005
Eine gute Frage, welche ich auch immer wieder mal gestellt bekomme. Andrè van der Braak hat ein Buch geschrieben („Liegestütz zur Erleuchtung“), in dem er von seinen 11 Jahren berichtet, in welchen er seinem Meister, Andrew Cohen gefolgt ist… und am Ende sich von ihm getrennt hat. Warum? Weil er feststellen musste, das sein Meister nicht der spirituelle Erleuchtete ist, für welchen er ihn gehalten hatte. Es stellte sich heraus, dass dieser eher ein charismatischer, exzentrischer Narzisst ist, welcher sich gut zu verkaufen weiß. Wieso er dazu 11 Jahre brauchte, um dies zu merken und auszusteigen, ist mir schleierhaft, ich habe sein Buch allerdings auch nicht gelesen. Wie nun finde ich also einen spirituellen, erleuchteten Meister? Ich möchte mal behaupten, gar nicht. Ein Mensch, welcher in allen Ebenen vollkommen erleuchtet ist, warum sollte der dies veröffentlichen und Schüler anwerben, um damit Geld zu verdienen? Also diese Illusion, sollte man sich, glaube ich, abschminken und damit aufhören, diesen vollkommenen Lehrer/Meister zu suchen. Es ist genau so eine Suche, wie die Suche nach dem perfekten Menschen oder perfekten Partner.
Einen Lehrer zu finden, ist hingegen nicht schwer, ist das Angebot hier bei uns doch riesig. Dazu sollte man sich aber erst einmal genau darüber klar werden, was man denn nun lernen will. Hat man dies dann für sich herausgefunden, dann sollte man sich als nächstes einen Überblick darüber verschaffen, wer dies denn nun alles anbietet, was ich lernen möchte.
Ja, und dann bleibt einem nichts anderes übrig, als auszuprobieren, „zu schnuppern“ und die verschiedenen Anbieter/Lehrer/Meister/Institute/Schulen etc. kennen zu lernen. Oft ist es auch sehr hilfreich, sich nicht nur die Lehrer, sondern auch den Schlag der Schüler dort genauer anzusehen. Die Schüler sagen meist sehr, sehr viel über den Lehrer aus. Und man kann sie natürlich auch ausfragen. Es ist ein einfacher Vorgang und wer diesen Weg nicht geht, weil er denkt, seine eigene Wahrnehmung sei nicht die Beste, der sollte vielleicht zuallererst daran arbeiten und sich evtl. auch von unabhängigen Menschen beraten lassen. Es ist wichtig, seinen eigenen Wahrnehmungen und seinem eigenen gesundem Verstand zu vertrauen und nicht die Verantwortung für sein eigenes Leben abzugeben. Alles andere ist kindliche Dummheit.
Leicht verstrickt man sich allerdings auf der Suche nach einem spirituellen Lehrer in eigene Elternprojektionen, Wunschbilder, etc..Und wenn man dann nicht weiß, was das bedeutet, wird’s natürlich schwer. Dann gerät man leicht an einen charismatischen „Lehrer/Meister“, welcher seine Schüler nur dafür „missbraucht“, um seine eigene Bedürftigkeit nach Liebe, Anerkennung, Bewunderung, Aufmerksamkeit, Zuneigung etc. zu befriedigen. Oder er lebt seine eigenen nicht verarbeiteten Traum auf dem Rücken seiner Schüler aus, und die bezahlen auch noch dafür. Aber auch dies alles ist nicht unbedingt so tragisch, da man auch dadurch viel lernen kann. Nämlich was die eigenen Projektionen sind und wie es sich anfühlt, auf sie reinzufallen. 11 Jahre allerdings muss das nicht unbedingt dauern. Und es sollte auch nicht so teuer sein, da ja eigentlich dieser Lehrer schon sehr viel von mir bekommt, nämlich die Befriedigung seiner Bedürftigkeiten. Eigentlich müsste ein solcher „Lehrer/Meister“ seine Schüler bezahlen!
Auch mir selbst ist da vor Jahren einmal etwas ganz Extremes passiert, wo ich mich von einer so genannten Tantralehrerin mit 20 Jahren Erfahrung in ein Seminar locken lies, in welches ich eigentlich nicht passte. Da sie ganz in der Nähe wohnte, hatte ich mich bei ihr persönlich vorgestellt. Ich sagte ihr, das ich erst bei einem kleinen Tantraseminar dabei war, also keine Ahnung von Tantra hätte und gern einmal bei ihr ein Schnupperwochenende mitmachen würde.
Ja, sagte sie, ich könnte da beim dritten Abschnitt ihres Jahrestrainings mitmachen, das wäre demnächst und würde 10 Tage dauern. Oh, fragte ich, ob ich denn damit nicht überfordert wäre? Sie schaute mich an und sagte, na komm, du bist doch ein hübscher Mann, du kannst das schon. Sie sagte mir dann den Preis für die 10 Tage und es war mir zum Schnuppern viel zu teuer. Sie sagte, dass sie manchmal noch Männer bräuchte um die Gruppe paritätisch zu machen und dann würde sie die Hälfte verlangen. Dies sei dann aber kurzfristig. Gut, sagte ich, sie solle dann anrufen. 2 Tage vor dem Seminar rief sie dann auch an und sagte, ich könne für die Hälfte mitmachen, sie bräuchte noch 2 Männer. Gut, dachte ich, das Schicksal hat entschieden und ich sagte zu.
Nun gut, ich lernte eine Lehrerin kennen, welche schlimmer nicht sein könnte. Sie hat wohl ein eigenes, nie richtig aufgearbeitetes Missbrauchsthema und lies ihren Hass und ihren Schmerz seit 20 Jahren an Menschen aus, welche sich in ihre Obhut begeben. Technisch weiß sie sehr, sehr viel, aber sie ist total verhärtet und ziemlich kaputt. Wir verstrickten uns total. Für mich stand da meine Mutter, welche diktatorisch, manipulierend, kontrollierend, puschend, und rigide Menschen verletzt. Dabei mussten alle, auch die Assistenten absolut duckmäusern und sie war der große Star. Widerreden, Kritiken etc. wurden hart bestraft. Sie nennt ihre Kurse grotesker Weise „Tantra für Rebellen“.
Was genau bei ihr ablief, weiß ich nicht. Auf jeden Fall war ihr gar nicht klar, was da lief und sie behandelte mich auf übelste Weise und schmiss mich dann sogar am 8. Tag aus der Gruppe, ich musste nach Hause fahren. Vorher hatte sie mich tagelang behandelt wie ein Stück "Scheiße". Total verletzt und aufgebracht fuhr ich über 300 km in diesem Zustand alleine nach Hause. Es kam damals noch nicht einmal ein Anruf, ob ich denn gut nach Hause gekommen bin. Auch kam keine Erstattung der 2 Tage, welche ich ja als Kursgebühr mit Übernachtung und Verpflegung bezahlt hatte. Eigentlich hätte ich sie damals verklagen müssen. Aber sie ist nur eine arme, alte und verhärtete Frau, sie tut mir leid. Ich verkörperte wohl all das, was sie in sich abgekapselt hat und ja nicht mehr spüren will. Irgendwann traf ich sie dann mal auf einer Gartenparty, wo sie ankam, mich sah und ausrief: „Wenn der da ist, dann geh ich wieder“, drehte sich um und ging. Witzigerweise kam ein halbes Jahr später ein Brief, in dem sie mir mitteilte, sie sei mir nicht mehr böse und ich könne jetzt doch wieder Seminare bei ihr belegen…
Ja, ja, so kann es einem gehen, wenn man keine Ahnung hat. Aber ich habe aus diesen 8 Tagen sehr viel gelernt, nämlich was man als Lehrer alles falsch machen kann und wie sich dies für einen Schüler anfühlt. Und dies ist natürlich als Lehrer auch wichtig zu lernen. Für jeden Lehrer ist ein sehr schlechter Lehrer ein wichtiger Lehrer. Nun gut, was also macht einen guten Lehrer/Meister aus? Zunächst will ich erst einmal so frech sein, und sagen, es ist egal, ob ich nun einen spirituellen Meister oder einen Mathematik Nachhilfelehrer suche. Die Kriterien, welche wichtig sind, sind die Gleichen. Ich möchte unterscheiden zwischen Kriterien, welche unerlässlich sind und welchen, die vernachlässigbar sind. Unerlässlich finde ich folgende Kriterien für einen Lernprozess:
- Der Lehrer ist mir auf dem Gebiet, auf dem ich was von ihm lernen will, mindestens einen Schritt voraus. Er ist also kompetenter als ich. Er weiß auf diesem Gebiet mehr und/oder hat dort mehr Erfahrungen.
- Der Lehrer kann mir seinen Vorsprung so vermitteln, dass ich ihn auch verstehe, auf diesem Gebiet wachse und ihn irgendwann nicht mehr brauche. Er hat also gewisse pädagogische Fähigkeiten wie Einfühlungsvermögen etc.. Er kann sich auf mein Niveau begeben und mir in meiner Sprache das zu Erlernende vermitteln. Es nutzt mir also nichts, wenn mein Lehrer ein Genie auf seinem Gebiet ist, ich ihn aber nicht verstehe, weil er eine andere Sprache spricht. Wenn er z. B. Mathematik Professor ist, mir aber sein Wissen nicht vermitteln kann, weil er einfach meine Probleme des Verstehens nicht versteht und nur Fachdeutsch spricht. Es gibt hier keinen schlechten Schüler, sondern nur einen schlechten Lehrer/Pädagogen.
- Zwischen Lehrer und Schüler besteht ein Rollenverhältnis, welches von beiden anerkannt wird. Lehrer und Schüler müssen also bereit und fähig sein, sich auf ihre Rollen einzulassen. Es nutzt auch nichts, wenn ich einen guten Lehrer habe, dieser aber vom Schüler menschlich abgelehnt wird und als Lehrer nicht anerkannt wird. Wenn also der Schüler die menschliche und die fachliche Ebene nicht trennen kann. Er könnte sich ja sagen, menschlich mag ich ihn nicht besonders, aber als mein Lehrer kann ich ihn anerkennen, da er erstens mehr weiß als ich und zweitens mir dies auch gut erklären kann. Ein Lehrer/Schüler-Verhältnis muss nicht zwangsläufig von Freundschaft begleitet werden! Dies setzt aber eine gewisse Einsicht in diese Problematik beim Schüler voraus. Umgekehrt natürlich genau so.
Fehlt eins dieser drei Kriterien komplett, so ist ein Lernen schlecht möglich bzw. unmöglich.
Und nun zu all den schönen, zusätzlichen Kriterien, welche aber wie gesagt nicht zwingend für das Lernen notwendig sind: Durch das Lehrer-Schüler-Rollenverhältnis ist klar, das der Schüler etwas vom Lehrer will/braucht und nicht umgekehrt! Somit begibt der Schüler sich in ein einseitiges Abhängigkeitsverhältnis. Dies darf von dem Lehrer nicht bewusst ausgenutzt werden. Natürlich ist der Lehrer auch nur ein Mensch und in gewissem Maße von seinem Unterbewusstsein gesteuert. Aber er ist verpflichtet, sein Handeln immer wieder sorgfältig selbst zu überprüfen/reflektieren!
Der Lehrer merkt, wann der Schüler so gut ist, dass er ihn entlassen kann, da er ihm nichts mehr beibringen kann. Und dann tut er es auch, ob der Schüler dies will oder nicht. Er unterstützt kein Abhängigkeitsverhältnis, auch nicht wenn er davon profitieren würde. Der Lehrer hat seine eigene Geschichte soweit aufgearbeitet, das er zumindest bewusst merkt, wenn er sich persönlich verstrickt. Und somit darauf entsprechend reagieren kann, ohne seine persönlichen Trauma auf dem Rücken seiner Schüler auszuagieren. Der Lehrer lebt das, was er lehrt. Sein Beruf ist für ihn Berufung. Er geht als Beispiel und Vorbild voran. Zum Beispiel ein Yogalehrer, welcher auch selbst Yoga praktiziert. Und er ermuntert seine Schüler, das zu leben was sie lernen. Der Lehrer ist in der Lage, über sich Selbst und seine Lehre, zu lachen. Er ist also nicht verhaftet in sein Tun und hat einen gewissen Abstand davon. Er weiß, dass auch der Lehrer nur eine Rolle von vielen ist.
- Der Lehrer verträgt Kritik, sowohl an seiner Person, als auch an seiner Arbeit.
- Der Lehrer ist transparent, offen und ehrlich.
- Lehrer und Schüler sind sich sympathisch und haben eine gewisse Freundschaft.
- Der Lehrer liebt sich, seine Arbeit und die Menschen.
Diese Liste wäre bestimmt noch zu verlängern, aber immer vor dem Hintergrund, dass diese Dinge zwar hilfreich, aber nicht zwingend notwendig sind für den Lernprozess des Schülers. Ja, manchmal braucht es bestimmte fehlende Eigenschaften beim Lehrer, damit der Schüler etwas davon lernt! Das Preis-Leistungs-Verhältnis sollte entsprechend den Angeboten im jeweiligen Fachgebiet natürlich auch stimmen, es sei denn, ich habe es so dick, das mich dies nicht interessiert.
Autor: Arnold Neumann, freier Mitarbeiter im Mainzer Zentrum,
Siehe auch
- Guru
- Yoga Meister
- Schüler
- Heilige
- Yoga Meister
- Anandamayi Ma
- Mutter Meera
- Amritanandamayi
- Gariman
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- Aguru
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Weblinks
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Literatur
- Swami Sivananda: Autobiografie auch als eBook
- Swami Sivananda: Sivananda - Ein moderner Heiliger
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